Neuer Kirchenführer St. Clemens in Kalkar-Wissel

Vorstellung des neuen Kirchenführers St. Clemens Wissel

Gerd Peters ist als Schreinermeister und Vorstandsmitglied im Museum Wissel der Clemens-Kirche sehr verbunden und hat selbst zu ihrer Ausstattung durch Schreiner-Arbeiten beigetragen. Als Mitglied der St.-Clemens-Gilde durfte er nun ein langgehegtes Ziel erreichen: Mit Hilfe des Heimatschecks des LVR konnte die Gilde einen neuen Kirchenführer für die alte Wisseler Stiftskirche erstellen lassen. Zwar musste er dafür mehr als ein Jahr lang „dicke Bretter bohren“ und manche Telefonate führen und Schreiben erstellen. Sogar mit Bildbeiträgen ist er nun im Heft vertreten. Umso schöner ist sein Erfolg nun geworden: Am Kirmessonntag wurde im Dünendorf der neue Kirchenführer am Erntedank-Kirchenmodell von Gerd Kösters durch Pastor Alois van Doornick der Gemeinde vorgestellt und ein erstes Exemplar an Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz überreicht.

„Dort, wo Europas großer Strom, der Rhein, sich nach dem Dahinfluss durch deutsche Lande weitet, um sich alsbald in die Niederlande zu ergießen, dort, wo unter unendlich weitem Himmelsgewölbe mit mächtigen Wolken von Weiden gesäumte Wiesen und Felder den Blick in die Ferne leiten, liegt in der flachen Landschaft zwischen der ehemaligen herzoglichen Residenzstadt Kleve und der einstigen Hansestadt Kalkar der beschauliche Ort Wissel, seit 1969 zur Stadt Kalkar gehörend.“ – So beginnt Prof. Dr. Udo Mainzer fast poetisch seinen Lobgesang auf die romanische Stiftskirche im Dünendorf. Der schon längst pensionierte „dienstälteste Landeskonservator Deutschlands“ des Landschaftsverbands Rheinland und Kölner Honorarprofessor ist mit über 250 Fachbeiträgen und als Kuratoriumsmitglied am Kölner Dom d e r ausgewiesene Denkmalpflege-Fachmann Deutschlands. Die Beschreibung der fast 900 Jahre alten Clemens-Kirche atmet die grenzüberschreitende Kenntnis gerade dieses Gründungszeitraums aus seiner ersten Tätigkeit für die romanischen Kirchen im Bistum Trier. Als Bischof Dr. Felix Genn im vorletzten Jahr an seinem freien Tag am Niederrhein eine Kirche zur täglichen Messfeier aussuchte, wollte er unbedingt in Wissel feiern wegen der Verwandtschaft zu den Kirchen seiner Heimat um Maria Laach.

Prof. Mainzer beschreibt mit großer Tiefe die Historie des Stifts, das Äußere der Architektur und die klare Gliederung des Inneren. Er weist sogar bauliche Gemeinsamkeiten nach mit der Stiftskirche St. Vitus Hochelten, St. Marien Utrecht und der Klosterkirche in Knechtsteden. „Der wohltemperierte Klang der Architektur beruht auf der Ausgewogenheit ihrer Proportionen in Grundriss und Aufriss, dabei verstärkt durch die schlüssige Hierarchie der unterschiedlichen Elemente innerhalb des konstruktiven Gerüsts.“ Aus seiner Profession trägt er zu neuen Erkenntnissen der Denkmalpflegegeschichte von St. Clemens bei und benennt die handelnden Personen. Von der Ausstattung beschreibt er die Türzieher, das Taufbecken, die Sakramentsnische, den Wandschrank, den Dreisitz, die Kreuzigungsgruppe und die Reliquiare des sagenumwobenen Grafen Luthard. Große Verdienste um den Kirchenführer hat sich der Fotograph Jürgen Gregori aus Euskirchen erworben, der diese Ausstattung wie auch die Pieta, den Clemens-Altar, das Epitaph am Weihwasserbecken sowie die Querhausaltäre und die Kanzel in wunderbares Licht gestellt hat, das sonst in der romanischen Kirche eher dürftiger vorhanden ist. Das Literaturverzeichnis am Ende birgt zur Weiterforschung sicher noch manche am Niederrhein bisher unbekannte Bezüge.

Das Heft wird in der Kirche, im Museum Kalkar und im Stiftsmuseum angeboten. Es soll der Grundschule als Unterrichtsmaterial für die jeweils vierten Klassen der nächsten Jahre kostenlos zur Verfügung stehen. Der Pastor hielt eine kurze Dankesrede für den um die Geschichtepräsentation Wissels verdienten Gerd Peters. Noch kürzlich hatten die Kommunionkinder das Thema der Christen als „lebendige Steine“. Im Heft heißt es: „Autor und Herausgeber danken Gerd Peters in Wissel und der St.-Clemens-Gilde seit 1642 für vielfältige Unterstützung.“ Er erhielt als Dank der Kirchengemeinde einen originalen Eifeler Tuffstein der Wissel Kirche mit der Aufschrift „Danke“ und „Auf diese Steine können Sie bauen!“ Die Fürbitten im Kirmes-Gottesdienst begannen alle mit der Zeile „Vereine die …“ und erbaten einen Zusammenhalt der Generationen und Gruppen im Dünendorf. Der anschließende bunte und lange Festzug mit Fahnen, Tambour-Korps und Musikverein durch das Spalier der Dorfgemeinschaft lässt für die Zukunft der Vereine Wissels hoffen.

(Text: Alois van Doornick)