Die Hanse

Logo  des Städtebund "Die Hanse"

Delegation der Stadt Kalkar bei den Internationalen Hansetagen 2016 in Bergen, Norwegen.

Die Hanse war in ihrer Blütezeit ein mächtiges Handelsbündnis. Ihr Ziel war es, den deutschen Kaufleuten - nur sie konnten der Hanse beitreten - Schutz und Privilegien zu verschaffen. Mit der Hanse assoziiert man vor allem große Handelsstädte wie Lübeck, London und Brügge.

Aber auch Kalkar gehörte, wenn auch nur eine relativ kurze Zeit, zu diesem Bündnis. Die Zeugnisse für diese Annahme sind zwar nur spärlich, aber die spätgotischen Bürgerhäuser, das gotische Rathaus und die Sankt Nicolai Kirche legen nahe, dass auch Kalkar in seiner Blütephase Mitglied dieses Städtebundes war. Und auch die verkehrgünstige Lage am Fernhandelsweg von Köln nach Nimwegen spricht für eine Zugehörigkeit zur Hanse.

Die Geschichte der Hanse

Gründungsfeier der "Rheinischen Hanse" 2009 mit den Bürgermeistern der Städte Neuss, Wesel, Kalkar und Emmerich

Ihre Anfänge nahm die Hanse im 12. Jahrhundert. Der Zusammenschluss deutscher Kaufleute verfolgte das Ziel, gemeinsam ihre wirtschaftlichen Interessen im Ausland besser vertreten zu können. Die erlangten Privilegien waren die Grundlage für den so erfolgreichen Ausbau der Hanse. Waren es am Anfang vor allem einzelne Händler, die sich vereinigten, verwandelte sich die Hanse in den folgenden Jahrzehnten immer mehr zu einem Bündnis von deutschen Städten, die durch ihre wirtschaftliche Stärke ihren Einfluss und ihre Privilegien immer weiter ausbauen konnten. Die Handelswege und Gebiete der Hanse erstreckten sich bis weit in den Osten hinein, bis nach Nowgorod in Russland.

Das erstaunliche an diesem Bündnis war, dass es ohne eine Verfassung auskam. Es glich vielmehr einem losen Bündnis, das den Zusammenhalt durch ein gemeinsames Ziel begründete. Mitgliederlisten oder gar eine Verfassung sucht man für den Hanse-Bund deshalb vergebens. Die führende Rolle in diesem fragilen Bündnis übernahm die Stadt Lübeck.

Trotz des nur sehr losen Zusammenschlusses von Städten hatte das Hanse-Bündnis bis ins 17. Jahrhundert Bestand. Aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen und der starken Konkurrenz von ausländischen Kaufleuten löste sich die Hanse 1669 auf. Ihre Blütezeit erlebte die Hanse von etwa 1350 bis 1400. Der Handel wuchs stark an und ihre Macht war auf dem Höhepunkt.

Kalkars Mitgliedschaft in der Hanse

Die Rheinische Hanse präsentiert in Kalkar beim Fest am 1. Mai 2012: Kalkar in Blüte

Auch wenn damals nur die wichtigen und großen Handelsstädte auf den Hansetagen vertreten waren, so stellten doch die kleineren Städte mit ihrem regen Handel einen wichtigen Faktor für das engmaschige Netz der Handelsbeziehungen in der Hanse dar.

Auch wenn Kalkar in der allgemeinen Hanseliteratur keine Erwähnung findet und auch die Quellenlage nur spärliche Informationen zu Kalkar als Hansestadt liefert, sprechen doch einige Tatsachen für eine Verbindung. So fragte die Hansestadt 1540 Wesel auf einer Versammlung, ob die klevischen Städte gewillt seien, „wyder under den Wesell in die gemeyne Hannse to verblyven, ouach darinn sich nu voirtan to begeven, oirer Fryheit innd Privilegien to gebruyken“. Und zu den klevischen Städten zählte auch Kalkar. Dieser Ausspruch zeigt aber nicht nur, dass es eine Verbindung zur Hanse gegeben haben muss, sondern auch, in welchem Verhältnis Kalkar zur Hanse gestanden hat. Die Formulierung „unter Wesel“ macht deutlich, dass Kalkar keine volle Mitgliedschaft in diesem Bündnis besaß, sondern eher als eine Beistadt zu Wesel zu betrachten ist.

Spätestens 1540, vielleicht aber auch schon früher, wird Kalkar als hansische Beistadt zu Wesel zu bezeichnen sein. Die Tatsache, dass die Hanse ein überaus loses Gebilde mit vielen lokalen Bündnissen und Handelsbeziehungen war, trug dazu bei, dass zahlreiche kleine Städte, eben auch Kalkar, als Beistädte der Hanse beitreten konnten. Dieser Beitritt bedeutete für die Städte vor allem gute Handelsmöglichkeiten, denn sie erhielten die Privilegien einer Hansestadt.

Durch seine verkehrsgünstige Lage am Handelsweg nach Holland, gelangte auch Kalkar zu einigem Wohlstand (die erhaltenen Bürgerhäuser zeugen davon). Haupthandelsprodukte waren Schafsfelle und Bier. In dieser Zeit gab es in Kalkar 42 Brauereien (und das selbstgebraute und beliebte Mühlenbier knüpft auch heute noch an diese Tradition an).

Trotz der guten Wirtschaftslage konnte Kalkar keine aktive Position in der Hanse übernehmen. Nur auf lokaler Ebene, zusammen mit Rees und Xanten, spielten sie eine führende Rolle.

Aber schon im 16. Jahrhundert begann der Einfluss der Hanse geringer zu werden. Andere Nationen wie die Niederlanden gewannen an wirtschaftlichem Einfluss. Diese Entwicklung beeinflusste auch die Verbindungen der klevischen Städte zur Hanse. 1572 erklärten Kalkar und Grieth ihren Austritt aus dem Bündnis. Aber noch bis 1618 wurden Hansebesprechungen auch in Kalkar abgehalten. Spätestens bis zu dieser letzten Hanseversammlung war Kalkar also Mitglied der Hanse.

Literatur:

  • Die spätmittelalterliche Hanse und ihre Städteorganisation. Kalkar - eine Hansestadt?, aus: Die Stadt im Mittelalter - Kalkar und der Niederrhein, Gerhard Kaldewei (Herausgeber), Bielefeld 2002, Seite 175 - 183.
  • Zu Allen theilen Inß mittel gelegen. Wesel und die Hanse an Rhein, Ijssel und Lippe, Werner Arand und Jutta Prieur (Herausgeber), Wesel 1991.

Die "neue" Hanse

1980 wurde die Hanse im niederländischen Zwolle zu neuem Leben erweckt. Schon die „alte“ Hanse erstreckte sich über Landesgrenzen hinweg über den europäischen Kontinent bis weit in die östlichen Gebiete des Russischen Reiches hinein. An diese grenzüberschreitenden Verbindungen möchte die neugegründete Hanse anknüpfen. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, den europäischen Geist durch den Zusammenschluss von Städten weiter auszubauen und zu fördern. Dazu gehören ebenso der Austausch der Kulturen und Traditionen, wie auch die Stärkung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen und eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit. 

Die Hanse ist mit diesem Zusammenschluss das größte freiwillige Städtebündnis weltweit. Die Aufnahme ist dabei streng reglementiert, nur wer nachweislich bereits Mitglied der historischen Hanse oder ihr zugewandt war oder wer längere Zeit Hanseatische Kontore oder Niederlassungen beheimatete, konnte aufgenommen werden. Damals wie heute sind die regelmäßig stattfindenden Hansetage wichtige Termine, auf denen die Mitgliedsstädte sich austauschen und ihre Stadt der Öffentlichkeit präsentieren können.

Weitere Informationen unter: www.hanse.org

Informationen zu den Mitgliedsstädten der Rheinischen Hanse finden sie unter: https://rheinischehanse.de