Der Geschichtskurs der vormaligen Q1 des Lise-Meitner-Gymnasiums in Geldern hat sich mit einer vielgestaltigen Projektarbeit - Aufsätze, Interviews, Ausstellung u.a. - an dem Schülerwettbewerb der Heresbach-Stiftung Kalkar beteiligt und konnte nun die Auszeichnung entgegennehmen. Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz überreichte die Urkunden und das Preisgeld von 2.000 € an die Schülerinnen und Schüler sowie an Schulleiter Dr. Diehr; die Hälfte erhält das Gymnasium, um weitere Projektarbeiten zu unterstützen.
Die Heresbach-Stiftung Kalkar wurde 1557 durch den Humanisten Konrad Heresbach und seine Frau Mechtelt van Duenen begründet. Sie fördert Bildung, Wissenschaft und Forschung, indem historisch-landeskundliche Arbeiten vorrangig aus dem früheren Herzogtum Kleve unterstützt. Dies geschieht vor allem durch die Förderung der Arbeiten von Studenten und Doktoranden.
2012 hat die Stiftung zum ersten Mal einen Wettbewerb ausgelobt, um geschichtliche Forschungen von Schülerinnen und Schülern der allgemeinbildenden Schulen aus Kalkar, Wesel und Geldern zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler haben dabei die Möglichkeit, alleine oder in Gruppen ein Thema ihres Interesses - vorwiegend zu Fragestellungen des 20. Jahrhunderts - zu bearbeiten.
In diesem Jahr wurde der Wettbewerb zum dritten Mal durchgeführt, und das Kuratorium der Stiftung war wieder über die Anzahl der eingereichten Arbeiten und über deren Qualität erfreut. Von zwei beteiligten Schulen wurden insgesamt 18 Arbeiten vorgelegt, darunter auch eine Filmdokumentation über Geschehnisse in Wesel im 2. Weltkrieg und ein Katalog, im dem Schülerinnen und Schüler ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Schicksal ehemaliger jüdischer Schülerinnen und Schüler in Wesel dokumentieren.
Der Projektkurs Geschichte des Lise-Meitner-Gymnasiums Geldern hat „Die Fünfzigerjahre im Kreis Geldern" erforscht.
13 Schülerinnen und Schüler haben sich mit Themen wie Kindheit, Schulzeit oder weihnachtlichen Traditionen dieser Zeit auseinandergesetzt, aber auch mit dem Wiederaufbau oder dem Beschaffungswesen für bedürftige Flüchtlinge. Die Anerkennung von Verfolgten und Geschädigten durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wurde ebenfalls thematisiert; eine Arbeit setzt sich kritisch mit der Bewältigung bzw. Nichtbewältigung der noch frischen Vergangenheit in der lokalen Geschichtsschreibung auseinander. Das Spektrum der Arbeiten reicht vom privaten Geschehen in den Familien bis zum gesellschaftlichen und politischen Leben dieser Zeit.
Das Auswerten zeitgenössischer Quellen, verbunden auch mit Recherchen in Archiven und die Befragung von Zeitzeugen waren Voraussetzungen für das Erstellen der Arbeiten.
Diese eher theoretische Auseinandersetzung mit den Fünfzigerjahren führte darüber hinaus zu einer Ausstellung, die unter dem Titel „Vergangenheitsbewältigung, Rock'n' Roll und Wirtschaftswunder" Ende Juli/Anfang August 2016 mit zahlreichen Exponaten die Geschichte der Jahre zwischen 1950 und 1959 anschaulich präsentierte.
Ausgezeichnet wurden:
Leander Waerder: Film und Filmtheater der Fünfzigerjahre in Geldern
Malina Terlinden: Der Wiederaufbau der Heilig-Geist-Kirche Geldern in den Fünfzigerjahren
Sophia Terhorst: Stadtratswahlen - Geldern in den 50er Jahren
Jill Kamann: Anerkennung der Verfolgten und Geschädigten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den 1950er Jahren im Landkreis Geldern
Amira List: Das Weihnachtsfest und die weihnachtlichen Traditionen der Region in den 50er Jahren
Lukas Viehweg: Straßenverkehr in den 50er Jahren in den Landkreisen Geldern und Kleve
Julia Pauline List: Heiraten in den Fünfzigerjahren im Landkreis Geldern
Alexander Domagalà: Das Leben eines Gymnasiasten in den 50er Jahren in Geldern
Anne Porrmann: Das St. Antonius-Hospital Sevelen in den 50er Jahren
Mara Mutz: Lokale Geschichtsschreibung und kein Mut zur Vergangenheitsbewältigung? Der „Geldrische Heimatkalender" in den Fünfzigerjahren
Meike Tersteegen: Kinder und Jugendliche in Issum in den Fünfzigerjahren
Mounir Amraue: Zentrale Beschaffung für bedürftige Flüchtlinge der 1950er Jahre
Tanja Gawellek: Kochen in den 50er Jahren im ehemaligen Landkreis Geldern