Ärztliche Versorgung in Kalkar - Mediziner, Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung starten Initiative

Im nördlichen Kreisgebiet Kleve fehlen aktuell mehr als zehn Hausärzte und der hohe Altersdurchschnitt der ansässigen Mediziner wird das Problem in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Dieser Befund trifft auch auf die Stadt Kalkar zu. „Allein in diesem Jahr werden voraussichtlich zwei Hausärzte altersbedingt ihre Kassenzulassung aufgeben,“ sagt Allgemeinmediziner Sebastian Vollmar. Der Handlungsbedarf, um die Versorgung der hiesigen Bevölkerung adäquat sicherzustellen, nimmt deutlich zu.“

Gemeinsam mit seiner Berufskollegin Pamela Nüße und Allgemeinmediziner Frank Voeten, der viele Jahre in Kalkar praktizierte und seit geraumer Zeit in Xanten-Vynen tätig ist, hat Vollmar das Gespräch mit der Stadt Kalkar gesucht. Bei Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz haben die Mediziner offene Türen eingerannt. „Eine funktionierende ärztliche Versorgung hat für den Wohnstandort Kalkar eine herausragende Bedeutung,“ sagt die Verwaltungschefin. „Wir haben uns daher entschieden, dieses Thema beherzt anzugehen, und gemeinsam mit den örtlichen Ärzten und der Wirtschaftsförderung Kalkar offensiv Anreize zu schaffen, um Mediziner zu einer Praxisneugründung in Kalkar oder zum Eintritt in eine bestehende Praxis zu bewegen.“

Herausgekommen ist dabei die Initiative „Ärztliche Versorgung Kalkar (ÄVK)“. Mit Hilfe der Initiative soll eine einzelfallabhängige, bedarfsgerechte Unterstützung bei der Gründung oder Erweiterung einer Praxis gewährt werden. Der Fokus soll im ersten Schritt auf die hausärztliche Versorgung gerichtet werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um auch Anreize für Fachärzte zu schaffen.

Die Initiative „Ärztliche Versorgung Kalkar (ÄVK)“ ruht auf drei Säulen. Säule 1 ist die Unterstützung potentieller Interessenten durch in Kalkar ansässige Ärzte. „Wir bieten interessierten Medizinern ein kollegiales Netzwerk mit konkreten Hilfestellungen praktischer Art und gegenseitige Unterstützungen“, erläutert Pamela Nüße. Wichtig ist der Mutter von drei Kindern auch der Hinweis, dass sich die hausärztliche Tätigkeit, anders als vielfach vermutet, sehr gut mit familiären und sonstigen Verpflichtungen vereinbaren lässt. „Das geht deutlich leichter, als wenn man im Krankenhaus beschäftigt ist“. Das bestätigt auch Frank Voeten: „Ein Hausarzt verfügt faktisch über ein hohes Maß an eigengesteuerter Arbeitszeit.“ Diese Flexibilität macht die Tätigkeit auch interessant für den Quereinstieg von Fachärzten anderer Bereiche, wie Anästhesie. Zwei Kalkarer Hausarztpraxen verfügen über eine entsprechende Weiterbildungsbefugnis. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger können für einen Zeitraum zwischen zwölf und 24 Monaten eine finanzielle Förderung von bis zu 7.500 Euro pro Monat erhalten. Über 400 Ärztinnen und Ärzte aus Krankenhäusern oder aus anderen Fachbereichen haben dieses Angebot in den vergangenen Jahren NRW-weit genutzt.

Die zweite Säule der Initiative ist die Unterstützung durch die Stadt Kalkar. Stefan Urselmans, Fachbereichsleiter Bürgerdienste, wird für allgemeine Fragestellungen zu Fördermittelangeboten zur Verfügung stehen. „Was viele Mediziner nicht wissen, ist, dass das Land NRW und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in Summe bis zu 130.000 Euro für angehende niedergelassene Ärzte zur Verfügung stellen,“ umreißt Urselmans die Förderkulisse. „In welchem Umfang die Stadt Kalkar darüber hinaus einen Investitionskostenzuschuss oder Liquiditätshilfen im Gründungsjahr gewährt, bedarf noch der Beratung in den städtischen Gremien.“

Die Wirtschaftsförderung Kalkar zeichnet für die dritte Säule der Initiative verantwortlich. „Wir koordinieren die unterschiedlichen Aktivitäten und unterstützen potentielle Ärzte bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten oder Grundstücken“, sagt Wirtschaftsförderer Dr. Bruno Ketteler. „Gemeinsam mit den übrigen Akteuren möchten wir Medizinern den Start in Kalkar so leicht wie möglich machen“.

Ärztliche Versorgung Kalkar