Die erläuternden Texttafeln vor Ort am Kriegerdenkmal finden Sie unten als Download.
Geplant ist zudem, dass die Informationen und Dokumente geschichtspädagogisch aufgearbeitet werden und eine kritische Auseinandersetzung mit bestimmten Themen- und Begriffsfeldern - z.B. der Begriff des "Helden", Erinnerungskultur oder Opferidentifikation - durch weiterführende Texte und Fragestellungen unterstützt wird. Angedacht sind darüber hinaus Fächerübergreifende Schulprojekte und gegebenenfalls auch eine Ausstellung zum Themenkomplex. Ein Kunstprojekt soll ebenfalls diskutiert werden.
Hier finden sich weiterführende Informationen und Erläuterungen zur Geschichte des Denkmals.
Erste Pläne zur Errichtung eines Denkmals
Wenige Jahre nach dem Ende des I. Weltkrieges und der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles mit der Entmilitarisierung des Rheinlandes befasst sich der Rat der Stadt Kalkar mit der Errichtung eines Denkmals. Im Ratsprotokoll vom 5. Oktober 1922 heißt es:
„Versammlung beschließt, sobald die Errichtung des Denkmals für die gefallenen Krieger zur Ausführung gelangen sollte, eine namhafte Summe zu den betreffenden Kosten aus der Gemeindekasse zu bewilligen.“
Am 18. Dezember 1924 erfolgt die Beschlussfassung über den Standort des zu errichtenden Denkmals. Eine sich an den Friedhof anschließende Parzelle soll zur Verfügung gestellt und für die Errichtung eines Denkmals hergerichtet werden. Der Kriegerverein Calcar stellt einen durch ein Werbefest erzielten Betrag von 2600 Mark für den Bau eines Kriegerdenkmals zur Verfügung. Das Projekt des Denkmalsbaus wird jedoch von Seiten der Stadt in den folgenden Jahren nicht weiter verfolgt.
Erst nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 steht die Errichtung des Kriegerehrenmals wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Einige Künstler, u.a. Jupp Brüx aus Kleve, haben bereits Entwürfe eingereicht. Am 25. November 1934 tagt der eingesetzte Denkmalausschuss und fasst einstimmig den Beschluss:
„Das Kriegerdenkmal wird in der von dem Bildhauer Meller, Köln, und dem Architekten Sauren, Cal projektierten Form ausgeführt. Der endgültige Auftrag wird erteilt, sobald die Finanzierung der ganzen Anlage gesichtet ist und die Genehmigung der Regierung und des Gaues Essen vorliegt.“
Die Finanzierung soll durch Spenden aus der Bevölkerung gewährleistet werden. Der Gutachterausschuss der Regierung billigt den Entwurf jedoch nicht und fordert Änderungen.
Wettbewerb, Aufbau und Einweihung
Zunächst erfolgt die Fertigstellung der Platzanlage und ein neuer Wettbewerb mit genaueren Bedingungen wird ausgeschrieben. Mehrere Künstler werden zur Teilnahme aufgefordert. Am 28. Januar 1936 tagt unter dem Vorsitz des Gaukulturwartes Kelter, Essen, eine Jury mit: Oberregierungsrat Schräder, Düsseldorf; Prof. Edwin Scharff, Düsseldorf; Architekt Munzer, Düsseldorf; Landesbaurat Penners, Düsseldorf; Gartengestalter Hoemann, Düsseldorf; Maler W. Kelter, Essen; Bürgermeister Rouenhoff, Calcar; Rektor J. op gen Oorth, Calcar; Bauunternehmer Völkers, Calcar; van Gemmeren, Calcar.
Drei Preisträger – von insgesamt 11 eingereichten Vorschlägen – werden benannt:
1.“Treue um Treue“, Bildhauer Heseding, Düsseldorf und Architekt Müller, Homberg
2. “Stadtbild“, Architekten Ganteführer und Hannes, Recklinghausen
3. “Fackelträger“, Bildhauer Brecker, Düsseldorf
Der Entwurf von Heseding wird von allen zuständigen Gremien gebilligt; die Kosten mit 8.600 Mark veranschlagt. Bei der Kostenzusammenstellung findet sich die Position „Für das Anbringen des Spruches an der Vorderseite 90,- Mark“.
Damit ist vermutlich die Inschrift „Unseren Helden 1914 - 1918“ gemeint.
Am 18. Februar 1936 wird eine Liste mit den Gefallenen erstellt, deren Namen eingemeißelt werden sollen. Diese Liste wird vom Amtsbürgermeister Rouenhoff abgezeichnet. Es finden sich hier auch die Namen von jüdischen Bürgern der Stadt: Albert Cohen, Julius Vyth, Emanuel Vyth und Josef Cahn.
Im April 1936 werden Kalkarer Bürgerinnen und Bürger persönlich um Spenden angeschrieben.
Am 12. Juli 1936 erfolgt die Einweihung, an der mehrere Einheiten und Gliederungen der NSDAP teilnehmen.
Inschrift auf der Rückseite
Die Inschrift auf der Rückseite des Denkmalsockels lautet:
MÖGEN JAHRTAUSENDE VERGEHEN MAN/
WIRD NIE VON HELDENTUM REDEN KÖN-/
NEN OHNE DES DEUTSCHEN SOLDATEN/
IM WELTKRIEG ZU GEDENKEN.
Der Verfasser dieses Ausspruchs ist dort nicht genannt. Die Inschrift und der Kontext sind bekannt und einzuordnen. In der antisemitischen Propagandaschrift „Mein Kampf“ von Hitler (publiziert 1925/26) heißt es wörtlich: „Mögen Jahrtausende vergehen, so wird man nie von Heldentum reden und sagen dürfen, ohne des deutschen Heeres des Weltkrieges zu gedenken.“
Die Sonderakte „Kriegerehrenmal 1936“ enthält ein Schreiben vom 19. Juni 1936, das der damalige Bürgermeister Rouenhoff an den Befehlshaber des Wehrkreises VI richtet, um ihn zur Einweihung des Denkmals einzuladen. Hierin ist vermerkt, dass auf der Rückseite des Denkmals der „Ausspruch des Führers“ stehen werde: „Mögen Jahrtausende vergehen; man wird nie über Heldentum reden können, ohne des deutschen Heeres im Weltkriege zu gedenken“.
Dieses Zitat findet sich nur an dieser einzigen Stelle in der Akte. Auch in Presseartikeln über die Einweihung des Denkmals wird dieser Ausspruch nicht erwähnt. Das Zitat ist jedoch – auch bei den gegebenen Textvarianten – eindeutig und unzweifelhaft zuzuordnen.
Wann die Inschrift auf der Rückseite eingemeißelt wurde, wer sie gemacht hat und was die Inschrift gekostet hat, bleibt unbekannt. Ein Ratsbeschluss dazu ist nicht nachzuweisen.
Vermutet werden kann, dass für die Verwendung des Zitats eine Genehmigung aus Berlin erbeten wurde bzw. diese vorliegen musste. Vermutet werden kann weiterhin, dass die Inschrift aus diesem Grund erst nach der bereits erfolgten Einweihung angebracht, werden konnte, vermutlich in den Jahren 1936-1938.
Das Denkmal in der Nachkriegszeit
In einer Sitzung der Stadtverwaltung Kalkar vom 8. März 1951 heißt es: „Auf eine Anfrage nach Instandsetzung des Kriegerehrenmales nennt der Vorsitzende die Kostensumme von ca. 400,- DM; die Angelegenheit wird dem Bauausschuss übertragen.“
Am 16. Juli 1951 reicht die Firma Hackenbruch aus Xanten ein Angebot für die Instandsetzung (u.a. Richten, Absäuern und Reinigen, Nachschlagen der Buchstaben) des Kriegerdenkmals bei der Stadt Kalkar ein. Zudem wird angeboten:
„1. Zirka 100 Namen der gefallenen Soldaten im Kriege 1939-1945 bestehend aus zirka 1200 Buchstaben auf der Rückseite des Denkmals einschlagen nach der vorhandenen Schrift
2. Neuauftragen der Jahreszahlen 1939–1945 an der Vorderseite
3. Zirka 2200 neue und alte Buchstaben anlegen“
Am 26. Juli 1951 wird der Auftrag erteilt und im August 1951 als erledigt vermerkt. Eine Erweiterung für die Gefallenen des II. Weltkrieges wurde jedoch nicht vorgenommen, denn in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vom 18. Juni 1963 heißt es im Punkt 11 Verschiedenes: „Auf Anregung des BM wird das Bauamt ersucht, Überlegungen für eine Erweiterung des Kriegerehrenmals anzustellen.“
Bereits im Jahr 1961 sollte die Denkmalanlage umgestaltet werden. In dem Erläuterungsbericht der Firma Eickhoff, Hamborn, die sich um die Umgestaltung bewirbt, heißt es dazu: „Es ist vorgesehen, dass für die Gefallenen des Krieges 39/45 vier Steintafeln mit den Namen der Gefallenen vor dem Denkmal des Weltkrieges in den Boden eingelassen werden.“ Die Firma erhält den Zuschlag für die gärtnerische Gestaltung, von Steintafeln ist nicht mehr die Rede.
In Akten des Bauamtes der Stadt Kalkar ist neben einer Foto-Dokumentation – direkt an die Wiedergabe der rückseitigen Inschrift anschließend – vermerkt:
„Im Frühjahr 1983 ist an der Vorderseite des Sockels in Relief die Jahreszahl 1939 – 1945 angebracht worden, um auch der Gefallenen des 2. Weltkrieges zu gedenken.“
Die Recherchen von Dr. Hans Hesse zum Kalkarer Kriegerdenkmal gaben ab Herbst 2015 den Anstoß zu weitreichenden Diskussionen bezüglich des weiteren Umgangs mit dem Denkmal. Informationen hierzu finden sich auch auf der Internetseite des Historikers (hier).
Seit den 1950er Jahren fanden Gedenkfeiern am Totensonntag vor dem Kriegerdenkmal statt. Seit dem Jahr 2015 wird den Opfern von Krieg und Gewalt auf dem Soldatenfriedhof des Städtischen Friedhofs gedacht.
Nach einem einstimmigen Beschluss des Rates wurde im August 2021 eine Abdeckplatte über die Inschrift auf der Rückseite montiert.
Auf Grundlage des Antrags des Landschaftsverbandes Rheinland auf Unterschutzstellung sowie des Gutachtens zum Denkmalwert hat der Bau-, Planungs-, Verkehrs- und Umweltausschuss der Stadt Kalkar in seiner Sitzung vom 7. Oktober 2021 beschlossen, das Kriegerdenkmal gemäß § 3 DSchG in die Denkmalliste der Stadt Kalkar einzutragen.