Johann Wyrenberg, ein einheimischer Baumeister, plante den Bau des Rathauses und führte ihn von 1438 bis 1445/46 im Stil der Backsteingotik durch. Im Erdgeschoss des dreigeschossigen Gebäudes, das nach einer Erhöhung des Marktplatzes wegen Hochwassergefahr noch zu Bauzeiten zum Souterrain wurde, befand sich die Markthalle mit Tuch- und Fleischständen, dazu die Stadtwaage; darüber lagen in den beiden Hauptgeschossen Räume der Verwaltung und ein großer Saal, in dem auch das Gericht tagte. Das mächtige Dachgeschoss diente als Kornspeicher.
Das Kalkarer Rathaus ist auch Ausdruck des zunehmenden Wohlstands der Bürger. Besonders die Tuchherstellung und –verarbeitung und das Brauwesen führten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum wirtschaftlichen Aufschwung. Dies wollte man auch dokumentieren, indem man das erste, kleinere Rathaus an der Ecke zur Monrestraße durch ein weitaus größeres ersetzte. Hierzu war der Abriss eines ganzen Häuserblocks an der Ostseite (Grabenstraße) des damaligen Marktplatzes erforderlich, was zugleich auch eine deutliche Erweiterung des Marktplatzes mit sich brachte.
Jan Joest, Auferweckung des Lazarus, mit der ältesten Ansicht des Kalkarer Marktplatzes (1507) , Altarflügel des Hochaltars (Außenseite) in St. Nicolai, Kalkar.
Arnould ter Himpel, Rathaus und Linde zu Kalkar (1656) , Tuschezeichnung. Die Zeichnung zeigt das Renaissance-Portal mit der Justitia (römische Göttin der Gerechtigkeit). Die Gerichtslinde ist rockartig geschnitten. Vor der linken Seite des Rathauses ist ein Anbau zu sehen, eine Gerichtslaube, in der die Gerichtsverhandlungen stattfanden.
Jan de Beijer, Markt und Rathaus zu Kalkar, 29. Mai 1744. Die Gerichtslinde ist zu einer "Schönen Linde" mit 2 Etagen geschnitten.