Das vierachsige, dreigeschossige Haus stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert. Die um 1900 entstandene Jugendstilfassade hat als oberen Abschluss eine Flabesmauer, die Teile des Daches verdeckt. Hier wohnte über mehrere Generationen die Unternehmer- und Musikerfamilie Neuhaus. Wilhem Neuhaus und seine Söhne Johannes, Fritz und Heinrich betrieben von 1840 bis 1915 auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Pianofabrik. Der ältere Sohn Gustav ging nach seiner Ausbildung zum Pianisten als Klavierlehrer der Fürstin Schichmatoff nach Russland. Diesem Familienzweig entsprangen weitere erfolgreiche Pianisten und Klavierlehrer, so auch Heinrich Neuhaus (1888-1964), bedeutender Pädagoge und Begründer der Russischen Klavierschule. Um die Zeit des Zweiten Weltkriegs und darüber hinaus beherbergte seine Cousine Ada Neuhaus mehrere Künstlerfamilien in diesem Gebäude. Heinrich Nauen lebte dort von 1938 bis zu seinem Tod 1940, Hermann Teuber von 1943 bis 1950. Alfred Sabisch, der bereits seit 1937 im Hause Neuhaus wohnte und arbeitete, baute für sich und seine Familie 1959 den auf der Gartenparzelle hinter dem Haus gelegenen Bungalow.
Ein von Gustav Neuhaus entwickeltes und in der Pianofabrik „W. Neuhaus Söhne Calcar" gebautes Klavier mit konkav-radiärer Klaviatur (Baujahr 1882). Es steht als einzig erhaltenes dieser Art im Musikinstrumentenmuseum Brüssel. Alle Neuhaus-Klaviere waren Einzelstücke, keine Serieninstrumente, und oftmals mit innovativen, teilweise patentierten Techniken versehen.
(Foto: Barbara Mühlenhoff)