Ausstellung: Sibylle Möndel | GEBIETE

Sibylle Möndel, 1959 geboren in Stuttgart - Ausbildung bei Prof. Hans K. Schlegel, Stuttgart - lebt und arbeitet in Kornwestheim und Stuttgart (Künstlerhaus Stuttgart, Druckwerkstätten) seit 1989 freischaffend.

Sibylle Möndel arbeitet überwiegend abstrakt mit Pigment, Asche und Bindemitteln auf Leinwand, meist in einer Kombinationstechnik von Zeichnung und Malerei. Eine Erweiterung erfuhr ihr Werk durch die Einbeziehung des Siebdrucks.

Offene Führungen durch die Ausstellung gibt es an drei Terminen:
18.05.2024 um 13:00 Uhr
30.05.2024 um 15:00 Uhr
23.06.2024 um 15:00 Uhr.

Die Finissage der Ausstellung findet am 07.07.2024 um 15:00 Uhr statt.

Öffnungszeiten des Städtischen Museums sind: Mo 10:00-13:00 Uhr und Di-So 10:00-17:00 Uhr. Der Eintritt ins Museum ist frei.

Plakat der Ausstellung: "Gebiete" von Sibylle Möndel

 

(…) Wie schauen wir auf Malerei? Wie unvoreingenommen ist unser Blick? Wie kommen wir aus ohne Vergleich, ohne Kategorisierungen?  Ja, wir leben mit dem erworbenen Wissen, mit unseren Erinnerungen – und sehen selten neu und zum ersten Mal. Ich versuche einer Strategie zu folgen, die jedoch nicht immer, eher selten aufgeht: unmittelbar schwirrende Assoziationen zulassen. Und da bei mir, andere mögen andere Ankerpunkte haben, Assoziationen gekoppelt sind an Worte, Begriffe, Buchstabenlaute – windet sich diese Annäherung um zwei Begriffe. (…)

Wie heißt die Kalkarer Ausstellung? Gebiete. Ein bekanntes Wort, trotzdem seltsam, in unserer Alltagssprache ungewöhnlich. Nun ja, Baugebiete, Gewerbegebiete – und was mitschwingt: etwas Konstruiertes, Gemachtes. Und auch die anderen Werkgruppen haben Bezeichnungen, die mich sofort eingenommen haben: Pflanzungen, Wegwärts, Hausungen, Waldstücke, Metamorphosen. Gebiete.

Und dann rollten die Assoziationen und Be-Züge, sofort zu einem großartigen Roman, einem Künstler-und Künstlerszene-Roman: „Karte und Gebiet“ von Michel Houellebecq: La carte et le territoire – aus dem Jahr 2010. Und die fiktive Ausstellung, die dort verhandelt wird, trägt den Titel: „Die Karte ist interessanter als das Gebiet.“

Was steckt darin für eine Kraft und Überzeugung an künstlerischer Selbstbehauptung!

Und ja, liebe Sibylle Möndel, das habe ich für mich sofort in den wenigen Arbeiten gesehen: die künstlerischen Aneignung eines Ortes, die sich überlagernde Nutzung verschiedener künstlerischer Techniken schafft eine notwenige Selbstbehauptung: die Karte, also das Bild, diese Tafel aus einem Siebdruck nach Fotovorlage, mit Asche und Acryl ist interessanter als der tatsächliche Ort! Nichts gegen „Landschaftler“, aber die Arbeiten von Sibylle Möndel – Acryl und Fotographien und Siebdrucke zumeist, aber auch Asche und Pigmente finden sich – verhandeln Landschaft auf einer anderen künstlerischen Ebene. (…) Eine Arbeit, die das Motiv für das Plakat geliefert hat – wir hatten das nicht abgesprochen, aber ich habe dem Vorschlag, der Auswahl sofort zugestimmt – hat bei mir einen weiteren Assoziationsraum freigesetzt.

Was ist das für ein reales Gebiet, eine Gegend? Ist das für mich als wirklicher Ort zu identifizieren, zu verorten? Nein. Eine Halle, eine Industriebrache, ein Stahlgerüst?  Und der dadurch ausgelöste Assoziationsraum bestand nur aus dem Echo-Begriff: fremd/das Fremde. Und das hat mich fasziniert an diesem Bild. Ich hatte auch nicht den Begriff: der Fremde oder die Fremde (welcher ja auf der diesjährigen Biennale in Venedig zentral ist) im Sinn, sondern: fremd/das Fremde. Und das hat mich berührt und zum Schauen und zum Nachdenken gebracht.

Wenn wir alles kennen oder zu kennen glauben, uns selbst inklusive, wenn uns alles vertraut ist, bekannt, die Erinnerungen wohlsortiert sind, alle Wege begangen sind, wie gefällig ist das, wie langweilig, wie selbstgefällig ist es.

Die Arbeiten von Sibylle Möndel sind es nicht. Das Unbekannte, das Unbehauste, das Fremde interessiert mich, hat zu interessieren, das fordert, da ist eine Spannung, die wir aushalten sollten. Das Fremde als Reiz. Neues sehen, Unerhörtes, Übersehenes wahrnehmen. Die Verwandlung des Wirklichen in Kunst, damit wir die Wirklichkeit aushalten können.

Und der Mensch. Bleibt erkennbar in einigen Werkblöcken, oft nur als Schemen, Schattenbilder. Vielmehr noch: anwesend durch Abwesenheit. In diesen urbanen Gebieten, im Netzwerk Wald, in der Wildnis – auch in den Hausungen, dem Menschenwerk. (…)

aus der Einführung/Annäherung zur Eröffnung von Harald Münzner

Zeit12.05.2024 bis 07.07.2024
OrtStädtisches Museum Kalkar, Grabenstraße 66, 47546 Kalkar
VeranstalterVerein der Freunde Kalkars und Stadt Kalkar
Homepagehttps://freunde-kalkars.de/
KategorieAusstellungen